Jäger einmal ganz anders!
Ein Beitrag über Kitzretung mit Hilfe von Drohnen – von Weidgenossin Elke Lange
Johannes, Pascal, Alexander, Walter, Marvin, Christian, Olaf, Elke,…, egal wie sie heißen. Es sind alles Jäger und das nicht irgendwo in Deutschland; nein gleich um die Ecke; in Schmannewitz, Sitzenroda, Mockrehna, Wildschütz und Kobershain,……
In diesem Jahr wurden durch diese Menschen über 70 Rehkitze sowie mehrere Gelege von Enten und Fasanen vor dem sicheren Tod bzw. dem tragischen Verenden gerettet.
Jedes Jahr ist es dasselbe Hoffen und Bangen an den Rändern von Wiesen und Futtergetreideflächen! Es ist das Schauspiel, das riesige Traktoren mit noch größer dimensionierten ihren Mähwerken in die Flächen einfahren und beim Mähen alles was sich darin befindet töten.
In den vergangenen Jahren wurde einen Tag vor dem Mähen der Wiese versucht das Wild mit Flatterbändern und Papiertüten zu beunruhigen. Diese „Scheuchen“ wurden abends aufgestellt, und vor dem Einsetzen des Mähwerkes wieder eingesammelt. Alles in der Hoffnung, dass Ricken, Hase, Fasane, Stockenten u.s.w. die so „vergrämte“ Flur verlassen.
Seit diesem Jahr ist auch auf diesem Gebiet der Fortschritt eingezogen. Einige Jäger haben sich eine Drohne zugelegt und den dafür erforderlichen Führerschein abgelegt.
Auf diese Weise lassen sich viele Tiere, die zum Zeitpunkt des Mähens in den Flächen liegen, aufspüren und daraus entfernen.
Und so geht´s:
Die Bauern melden sich bei ihren Jagdpächtern, und melden den Zeitpunkt wann sie ihre Wiesen und Felder mähen wollen. Am Morgen, so zeitig wie möglich, noch vor Beginn der Mäharbeiten werden die Flächen mit einer Drohne, die eine Wärmebildkamera trägt, abgeflogen. Meist muss es zum Sonnenaufgang passieren, da die Flächen zum Zeitpunkt noch kühl durch die Nacht sind. Dabei wird jedes wärmeabsonderndes Lebewesen festgestellt.
Die georteten Rehkitze werden dann in Kisten – meist Pappkartons – verpackt und beschriftet, und außerhalb der Gefahr im hohen Gras im Schatten abgestellt; zwischengelagert! Gelege von Fasanen und Enten werden mit Flatterband umzäunt und für den Bauern kenntlich gemacht, dass er die Fläche einfach stehen lässt. Nachdem die Flächen gemäht sind, werden die Tiere sofort wieder in die Freiheit entlassen. Meist in angrenzende schutzbietende Getreidefelder und/oder Wiesen. Spätestens wenn wieder Ruhe in der Natur eingekehrt ist, kann man die ersten Ricken hören, welche ihre Kitze mit einem „Fiepen“ rufen. Diese finden dann schnell wieder zueinander und die Kleinen werden von ihren „glücklichen“ Müttern mitgenommen.
Das hat in diesem Jahr in den oben angeführten Revieren wie schon erwähnt über 70 mal super geklappt.
Dazu sollte man wissen, dass Ricken ihre Kitze im Frühjahr nach dem sie geboren wurden in sehr hohem Gras und Getreide ablegen, um sie vor Feinden aus der Luft und von Land zu schützen. Diese bewegen sich bei Gefahr kein Bisschen und werden daher auch beim einsetzenden Mähen der Bauern nicht flüchten, sondern sich flach an den Boden drücken. Dabei werden sie vom Mähwerk erfasst und zerstückelt oder so schwer verletzt, dass sie jämmerlich zu Grunde gehen. Zurück bleiben Ricken, welche tagelang auf den Feldern umherziehen und ihre Kitze suchen. Zu erkennen sind ausgemähte Kitze stets an einer Ansammlung von sich streitenden Greif- und Rabenvögel auf dem gemähten Schlag.
Dabei werden unsere Jäger von einigen Gesellschaftsmitgliedern immer noch als schießwütige in Militärkleidung gehüllte Angeber mit Waffe gesehen.
Das es in jeder Branche schwarze Schafe gibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Doch das vorliegende Handeln ist ein gutes Beispiel dafür, dass ein Großteil unserer Jäger als normale Menschen eingestuft werden können, mit Liebe zur Natur und Achtung vor unserer Tierwelt.
Mit Herzblut und Zurückstellen persönlicher Befindlichkeiten werden morgens Wildtierbabys vor dem sicheren Tod gerettet. Dabei geht es nicht um Geld, Gewinne und andere oberflächliche Interessen. Hier geht es wirklich nur um die Sache an sich, um das Retten von Lebewesen, welche durch den Einsatz von immer größerer, fortschrittlicher und schneller werdender Technik keine Chance haben zu überleben.
Dabei muss gesagt werden, dass sich durch diese Maßnahmen auch wenn sie in den letzten Jahren nur aus Flatterband und Papiertüten bestanden, der Hasen – und auch Fasanenbestand besonders im Revieren Wildschütz und Sitzenroda stark erholt hat. Wenn man gut aufpasst kann man am hellen Tag Hasen auf den Feldern und Wiesen entdecken, ebenso hört man in den Abendstunden aus vielen Richtungen den Fasanenhahn gockeln, welcher seine Nester mit den Hennen bewacht. Jedem Jäger schlägt das Herz höher, wenn er von Menschen, welche hier wohnen angesprochen wird und ihm erzählt wird, dass es wieder mehr Niederwild gibt, das Menschen abends in ihren Gärten sitzen und aus der Ferne den Ruf des Fasans hören.
Das Zusammenspiel von Bauern und Jägern zeigt uns allen, dass man mit Engagement, etwas Lust und Liebe zur Sache unsere Welt etwas besser machen und unsere heimische Tierwelt schützen kann.
Wir brauchen mehr von den Menschen, wie oben genannt, die etwas anpacken ohne auf unsere Politik zu vertrauen, welche sich zum Schutz von Rehen, Feldhasen und Fasane sowie anderen heimischen Tierarten schwer tut Maßnahmen für deren Erhalt und Schutz zu treffen.
Für einige Tiere ist es bereits zu spät. Wann hat einer von Ihnen sein letztes Rebhuhn gesehen; unsere Kinder und Enkelkinder werden vermutlich nie wieder welche erblicken, da es hier keine mehr gibt!!! Deshalb kann man nur hoffen, dass das was an Tieren noch vorhanden ist, geschützt und erhalten wird und mit etwas Glück wieder eine gesunde Population entsteht.
In diesem Sinne ein herzliches Dankeschön an alle Bauern, welche ihr Telefon nutzen und zum Beginn der Mäharbeiten anrufen, an alle Jäger die unentgeltlich ihre Zeit auf den Flächen verbrachten und Tierbabys vor dem Tod bewahrten und an allen freiwilligen Helfer, welche noch ein Herz für Natur und Tierwelt haben.
Elke Lange – Jagdpächterin der Reviere Wildschütz und Kobershain